Fortsetzung
Rückblick auf die Theaterwoche

Irene Bopp-Kistler

Einblick in eine ungewöhnliche Welt zu verschaffen. Behinderung, Begrenzungen und Hindernisse sind dabei als Chance zu mehr Autonomie und freiem Spiel zu sehen. Ver-rückungen ereignen sich durch die spielerischen Vorgaben.
Mit den Mitteln des Darstellenden Spiels, der Hilfe von Requisiten, mit Liedern und Musikstücken wird das Gedächtnis möglicherweise angeregt, bestimmte Situationen aus der persönlichen Vergangenheit zu erinnern. Durch die körperbezogene  Arbeit werden in den Leib eingeschriebene Spuren ggf. zu bewussten und kommunizierbaren Erinnerungen.“

Dieses Experiment ist vollends geglückt. Es wurde in dieser Ferienwoche eine Welt eröffnet, die kaum für möglich gehalten werden konnte. Menschen öffneten sich, Menschen, die zuvor oft weinten, konnten das Lachen wieder finden, sich befreien von ihren Sorgen.
Die Angehörigen spürten sich wieder selber, wie sie ausdrückten, sie spürten wieder die eigene  Person und fühlten sich nicht mehr nur als Partner einer demenzkranken Person. 
Die Demenzbetroffenen schufen eine eigene Kreativität, aber auch eine interpersonelle Interaktion, die trotz Krankheit möglich war. Sie wurden tatsächlich zu Experten der „Wirklichkeit der besonderen Art.“ Die Durchführung des Theaterprojektes war aber nur möglich dank dem unermüdlichen Einsatz der Freiwilligen, die dieses Projekt unterstützten und einen sowohl menschlich wie auch zeitlich großen Einsatz leisteten.

Am Morgen wurde mit den Patienten jeweils während etwa zwei Stunden Theater gespielt, am Nachmittag mit den Angehörigen. (...). Es war erstaunlich, dass auch die Demenzbetroffenen in der Eröffnungsrunde zu einer inneren Ruhe fanden, auch Menschen, die im Alltag angesichts der Erkrankung von inneren Unruhe getrieben sind. (…). 
Bei den Angehörigen stand im Darstellenden Spiel die Verarbeitung der eigenen Situation, aber auch das Zurückfinden zur eigenen Person sowie auch des eigenen Körpers und des eigenen Seins im Vordergrund. Zunehmend entstand ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Diese körperbetonte Arbeit sollte Erinnerungen wachrufen, Erinnerung auch an nicht belastete Zeiten, sie sollte aber auch dazu beitragen, dass die Erinnerung an diese Momente besser in der Zukunft haften bleiben.
(…)
„Mir händ ali äs Näggi ab“ „Wir haben alle ein Schräubchen locker“
(Teilnehmer am Ende der Theaterwoche)

Zurück bleibt die Erinnerung an ganz ungewöhnliche intensive Tage, wo es keine Grenzen mehr gab zwischen gesund und krank. Frau Christine Vogt, die Regisseurin,  strahlte eine Energie aus, die sich auf alle Beteiligten übertrug. Sie hatte ein riesiges Engagement, sie glaubte an alle Möglichkeiten der Patienten. Immer wieder ging sie spontan auf aktuelle Situationen ein.(...)

Begleitet wurde diese Theaterwoche von Marianne Pletscher, der Grande Dame des Dokumentarfilmes und ihrem Team. Der Film soll Mut machen mit Demenzerkrankten und ihren Angehörigen neue Wege einzuschlagen.

Dr. Irene Bopp-Kistler, Projektleitung
FMH Innere Meidzin, spez Geriatrie
Leitende Ärztin Memory-Klinik, ambulante Dienste
Klinik für Akutgeriatrie
Stadtspital Waid
CH- 8037 Zürich

«zurück

Rückblick auf die Theaterwoche
© Irene Bopp

Rückblick auf die Theaterwoche
© Irene Bopp

Rückblick auf die Theaterwoche
© Irene Bopp