Presse

Rezensionen von 2023

MUSIKTHEATERPRODUKTION PASSAGIERE

 

Schweizer Revue, Mai 2023, Monika Uwer-Zürcher

Schweizer Revue, Mai 2023, Monika Uwer-Zürcher, (Maganzin für Auslandschweizer)
Bericht über beide Produktionen: PASSAGIERE und HERZTÖNE

 

(Rezensionen von 2020-22 folgen)

 

Rezensionen von 2019

PERFORMANCE HERZTÖNE


(…) Der Blick der Regisseurin auf den Menschen ist es, der die Produktion der Papillons mit Arbeiten von Marthaler, Goebbels und Schlingensief verbindet. Anstatt den Spielern eine vorgefertigte Rolle aufzuzwingen, stehen sie hier in ihrer ganzen widerständigen Eigenheit auf der Bühne. Denn nur in dieser Eigenheit ist der Mensch wahrhaftig. Und so sind es auch in Herztöne die unschlüssigen Schlüsse, die für die größte Poesie sorgen. Sangen wir eben noch mit Maria Langgärtner »Großer Gott, wir loben dich«, von ihr selbst an der Orgel begleitet, schwebt plötzlich eine lilafarbene Mozart-Perücke von der Decke. Thorsten Schüler wirft sie sich über und greift zum Mikro. Sein Song? Blöde Frage. »Rock Me Amadeus« von Falco natürlich. Und so geht es dahin, bis am Ende das Volkslied schlechthin erklingt: »Kommt ein Vogel geflogen«, das hier im Pflegeheim eine ganz eigene Melancholie entfaltet. »Lieber Vogel, fliege weiter, / nimm ein Gruß mit und ein Kuss, / denn ich kann dich nicht begleiten, / weil ich hier bleiben muss.« Ja, sie müssen hierbleiben, die Endlebenskünstler*innen des Pflegewohnheims »Am Kreuzberg. Aber hier heißt es eben auch: Im Leben. »Die Kämpfe aus der damaligen Zeit«, sagt Hanne-Lore Hühn, »waren immer sehr fürs Überleben. Wir haben es immer wieder geschafft und schaffen es auch heute noch«.

positionen Texte zur aktuellen Musik (Dorte Lena Eilers, September 2019)


Wir singen jetzt die Nationalhymne


(…) „In kleinen Szenen werden biografische Erinnerungen aufgerufen, z.B. die überaus aufregende Lebensgeschichte der Irène Swiatopolk-Mirska, die als waschechte Prinzessin zur Welt kam. Die Erlebnisse der Akteure versetzen vielfach zurück in eine längst vergessene Zeit und führen zugleich vor Augen, dass Berlin Schauplatz eines kosmopolitischen Geschehens war und ist, an dem Menschen ganz unterschiedlicher Herkunftsgeschichten lebe. Das Theaterstück ist nicht zuletzt auch ein emphatischer Gegenbeweis zu der schnell daher gesagten Befürchtung, dass diese Stimmen und Geschichten aufgrund der Demenzerkrankung ihrer Akteure zum Verstummen verdammt seien.(...)

Berliner Zeitung (Harry Nutt, 16.5.19)


Erinnerungs-Musiktheater Herztöne


(…) Mit Performer*innen, denen das Vergessen gar keine Schwierigkeiten bereitet, arbeitet die Regisseurin Christine Vogt in ihrem vor zwei Jahren gegründeten Ensemble Papillons. (…) Christine Vogt, eine erfahrene Theatermacherin, unter anderem Mitbegründerin des Theaters Thikwa, produziert aus dieser Konstellation Kunst. Das Projekt entstand aus der Arbeit mit dem Chor im Pflegewohnheim. „Aus dem Umgang mit den Liedern ist die Idee eines Musiktheaters entstanden“, sagt sie. (…) Die Erinnerungen werden im Projekt „Herztöne“ provoziert durch kleine rote Briefe, auf denen die Regieanweisung zum Singen des Liedes steht. Vogt hat erlebt, dass Performer am Tag nach einer Aufführung völlig vergessen, dass diese tatsächlich stattgefunden hatte.Eine sehr fragile Situation. (...). Gemeinsam mit dem Komponisten für Neue Musik Christoph  Grund, der Sängerin Birthe Bendixen und der Bühnen- und Kostümbildnerin Silja Landsberg schafft sie ein Gerüst, in dem ihre Akteure singend und spielend ihre Erinnerungsfetzen an das eigene Leben gestalten. Eine ganz besondere Kunst, gezeigt im „F2 – Theater im Pflegewohnheim“, dem Veranstaltungssaal des Heims.

Zitty (Tom Mustroph, Mai 2019)


Häuserkampf in Technohouse-City


(…) Eine der hervorstechendsten Produktionen des Festivals war daher das Stück,,Herztöne" der Musiktheatergruppe Die Papillons, das im Pflegewohnheim ,,Am Kreuzberg" stattfand, einem jener Orte also, an denen Ausgrenzung sichtbar wird. Gemeinsam mit an Demenz erkrankten Bewohnerinnen und Bewohnern hatte Regisseurin Christine Vogt einen Abend entwickelt, der ein Leben nicht in Kapitalwerten misst, sondern ganz schlicht an den oftmals wenigen, dafür umso eindringlicheren Erinnerungen, die einem bis ins hohe Alter bleiben. Im ,,Technohouse" am Alexanderplatz jedenfalls soll auch Wohnraum für Senioren entstehen. (…)

Theater der Zeit (Dorte Lena Eilers, September 2019)


Theaterwoche mit Demenzbetroffenen und Angehörigen

„(...) Demenz-Betroffene wie auch pflegende Angehörige übernahmen in der Ferienwoche den aktiven Part im szenischen Theater, welches das Vergangene, das Jetzt aber auch Gefühle und Emotionen unter dem Thema „Von Hüten und Behütungen“ behandeln sollte. Die Patienten erhielten die Chance zum Ausdruck und zur Verarbeitung ihrer Erfahrungen. Dieser visionäre Umgang mit Demenz stand unter der Leitung von Christine Vogt – Regisseurin für Integratives Theater. Sie ist überzeugt: 'Auf dem Theater ist fast alles möglich. Es kann das Leichte schwer, das Schwere federleicht erscheinen lassen.' (...)“

Alzheimervereinigung Zürich, 5. 8. 2011


Wir werden gesehen! Performative Aktionen mit den piloti storti

„Wer will nicht gerne fliegen? Auch die 'piloti storti' wollen dies. Die 'schrägen Piloten' sind eine Theaterkompanie aus behinderten und nichtbehinderten Berlinern., die die frühere Theater Thikwa-Regisseurin Christine Vogt um sich versammelt hat.
(…) Flugübungen (…) haben die 'piloti storti' in den letzten Wochen an diversen öffentlichen Orten gezeigt. Sie waren auf dem U-Bahnhof Alexanderplatz und dem Markt vor dem Rathaus Schöneberg im Einsatz. 'Mit diesen Eingriffen wollten wir sichtbar werden. Behinderte tauchen im städtischen Alltag kaum auf', erklärt Vogt. Ihre Arbeit wurde in das EU Programm zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung aufgenommen und auch von dort finanziert.
(…) Das Theaterspielen fordert sie auch. Und es bringt das mit Behinderungen weniger vertraute Publikum auf den Gedanken, Behinderte nicht mehr aus Verlegenheit in Watte zu packen und weit von sich entfernt zu halten, sonmdern sie als Personen mit Stärken, Schwächen und auch komischen Seiten zu betrachten.
Am Ende der Vorstellung formieren sich die Darsteller zu einer Skulptur aus Menschenleibern. Sie sind nicht nur sichtbar, sondern überaus präsent.“

Neues Deutschland 15.11.10 (Tom Mustroph)  


„Wo diese Helden sind ist Theater! Die Passanten im u-Bahnhof Alexanderplatz bleiben verwundert stehen: Schließlich ist es nicht alltäglich, dass Menschen mit Sturzhelmen oder Eimern auf dem Kopf bäuchlings durch den Untergrund rutschen oder sich laut schreiend mit ausgebreiteten Armen einen Weg durch die Menge bahnen. (…)“

BZ 19.10.10 (Daniel Schalz) 

„Das Konzept geht auf: Einige Kunden bleiben stehen und sehen zu, wie ein Mitglied der Theatergruppe zwischen den Obstständen einen Balletttanz aufführt. Andere Besucher lassen sich von einer Rollstuhlfahrerin die Zukunft vorhersagen.
(…) Eine Passantin betrachtet das Geschehen. Sie habe nur schnell  zum Bäcker gewollt und sie dann mitten in die Performance geraten. 'Wirklich toll' findet sie die Aktion. 'Die Übergänge sind ja fließend', sagt sie. 'Was ist denn schon normal?'“

TAZ Berlin 15.10.10 (Alexandra Rojkov)     


„Kritik an Sozialministerium / Wohlfahrtsverbände halten Armutsprogramm für verfehlt (…) Vertreter der Caritas zeigten sich zudem irritiert darüber, welche Projekte das Haus von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) für eine Förderung vorsieht. Am meisten überzeugte das Ministerium ein Programm der Spastikerhilfe Berlin. Dabei sollen behinderte Menschen über Tanzvorführungen in Fußgängerzonen mit nicht behinderten Menschen ins Gespräch kommen.“

Der Spiegel 2.1.2010
www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,669787,00.html


Axels Geburtstag. Verrückungen

„Das rund 70 Minuten lange Stück handelt von einer Geburtstagsfeier in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderungen und beginnt so wie viele Feste im Leben des Gefeierten. Nur kommen dieses Ml die erwarteten Gäste nicht. Für Enttäuschung bleibt allerdings kaum Zeit, denn das Ordentliche der vertrauten Grundsituation verwandelt sich unter der Regie von Christine Vogt und er Choreografie von Petra Martin durch die Begegnung mit dem  Außerordentlichen. Ein Stück, wie aus dem Leben der Darsteller gegriffen.
(…) Der Vorhang unter der Schirmherrschaft des Tempelhof-Schöneberger Bürgermeisters Ekkehard Band (SPD) fällt an allen drei Tagen um 19 Uhr. (…)“

Berliner Morgenpost 4.11.09 (HDK)


Drei Kurze Spiele über die Liebe

„'Ich liebe Liebe-Stützen …' sagt die Prinzessin. Und dann nimmt sie den Prinzen, der sich auf offener Bühne vor ihr abmüht, doch nicht. (…) Die Szene wechselt. Nun umgarnen, umtänzeln, umgurren mehrere Prinzessinnen einen Prinzen. 'Ich würde euch ja alles nehmen, wär' es denn meiner Mutter recht.
(…) Wunderbares Theater. Gespielt von Schauspielerinnen und Schauspielern, die sich auch im normalen Leben oft wie tänzelnd fortbewegen oder im Rollstuhl manchmal auch recht einsam thronen.
(…) Niemand wird vorgeführt. Ich staune und bin begeistert wie das hier zusammengeht. Eine klasse Aufführung. (…) Im Publikum lächelnde und manchmal nickende Väter und Mütter behinderter 'Kinder'. Glückwunsch dafür – und dafür! (…)

Berliner Zentrum für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen e.V. 19.9.08

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© Julia Sommer